Wie die Leitung von Jehovas Zeugen mit der Corona-Krise umgeht

Die aktuelle Coronakrise facht die Endzeitstimmung unter den Zeugen Jehovas weiter an. Der Verein JW Opferhilfe unterzieht ihre entsprechenden offiziellen Stellungnahmen einem Fakten-Check. Michael Utsch berichtet.

Michael Utsch
Außenansicht Gebäude mit Logo JW.ORG (Jehovas Zeugen)

Bei allen Widrigkeiten der Corona-Pandemie – auch die Versammlungen der Zeugen Jehovas sind weltweit verboten – nutzt die Wachtturm-Organisation diese Krise, um die Endzeitstimmung unter den Gläubigen zu festigen. Das lässt sich an der Internetseite der Religionsgemeinschaft feststellen. Diese nichtkommerzielle Seite wirbt seit kurzem damit, als meist übersetzte Internetseite der Welt jetzt in über 1000 Sprachen zu Verfügung zu stehen, darunter auch in rund 100 Gebärdensprachen.      
Die weltweite globale Krise wird von der leitenden Körperschaft als ein Indiz für das nahe herbeigekommene Weltende gedeutet. Auf der Startseite der Internetpräsenz wird seit einigen Wochen der Text „Zeichen der letzten Tage“ in den Mittelpunkt gestellt. Darin ist vom baldigen Ende des „gegenwärtigen Systems der Dinge“ die Rede. Diese Endzeitgruppe sieht in der aktuellen Pandemie ein Zeichen dafür, dass das verseuchende Sündige und ansteckende Böse der Welt bald die Oberhand gewinnen könne.

Diese Drohbotschaften hat der Verein JW Opferhilfe zum Anlass genommen, auf ihrer Internetseite den Unterstellungen der Wachtturm-Gesellschaft, wir würden in einer zunehmend schlechter werdenden Welt leben, mit einer gründlichen Fakten-Analyse widersprochen. Durch Statistiken und Grafiken wird dort anschaulich dargestellt, dass weder Hungersnöte noch Armut noch Naturkatastrophen global zugenommen haben, sondern das Gegenteil der Fall ist.

Die Handreichung der Ausstiegsbegleiter richtet sich an ehemalige Mitglieder der Religionsgemeinschaft, in deren Sozialisation ein bald drohendes Endgericht („Harmagedon“) in Aussicht gestellt wurde. Nach ihren Erfahrungen löst die Corona-Krise bei ausgestiegenen Mitgliedern noch stärkere Ängste aus als bei dem Rest der Bevölkerung. 

Dem Verein ist zu danken, dass er durch diesen nüchternen Faktencheck dazu beiträgt, religiös induzierte Ängste zu verringern.  

Michael Utsch

Zeichen der Endzeit aus Sicht der Zeugen Jehovas

Folgen der Corona-Krise für Zeugen Jehovas-Betroffene 

Ansprechpartner

Foto Dr. Michael UtschProf. Dr. phil. Michael Utsch
Wissenschaftlicher Referent
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
Auguststraße 80
10117 Berlin