Die Diskussion um Heimkinder, Zwangsarbeit und sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche haben eine Quellengattung in den Vordergrund treten lassen, die bislang nicht im Fokus der historischen Forschung stand: Die Akten betreuter Personen bzw. die sogenannten Klienten- bzw. Patientenakten. Der Verband evangelischer Archive veranstaltete deshalb vom 4. bis 5. September 2023 eine Tagung im Stephanstift in Hannover, die sich speziell mit diesem Quellentypus beschäftigen wird.
Der erste Konferenztag richtete sich an eine breitere Öffentlichkeit und thematisierte die Inhalte, die rechtlichen Vorgaben (Datenschutz und Archivrecht) und die Frage der Zugänglichkeit zu den Patientenakten. Ein öffentliches Podium am Abend diskutierte die Bedeutung der Archive in der evangelischen Kirche und die Frage, ob die evangelischen Archive ihrer Verantwortung gerecht werden (können).
Der zweite Tagungstag richtete sich vor allem an das archivische Fachpersonal. Die Referent*innen thematisierten den archivischen Umgang mit Patientenakten von der Bewertung über die Erschließung bis hin zur Benutzung. Die Tagung schloss mit einem Blick auf die spezifische Situation von Patientenakten in den Archiven der Diakonie und eine Abschlussdiskussion.