Neues Forschungs- und Weiterbildungsprojekt zu psychedelischer Psychotherapie gestartet

Mitte November 2020 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Studie über die Wirksamkeit von Psilocybin, einem Molekül mit dem Wirkstoff der sog. „Zauberpilze“, genehmigt. Das Interesse an psychedelischen Medikamenten ist in der Psychiatrie in den letzten Jahren gestiegen, weil Depressionen weit verbreitet sind und immer häufiger chronisch verlaufen.

Michael Utsch
Buntes psychedelisches Muster

Mitte November 2020 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Studie über die Wirksamkeit von Psilocybin, einem Molekül mit dem Wirkstoff der sog. „Zauberpilze“, genehmigt. Eine Studiengruppe vom Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit sowie der Berliner Charité wird die Effekte einer Psilocybin-unterstützten Behandlung bei therapieresistenten Depressionen untersuchen. Es handelt sich um die erste klinische Studie dieser Art in Deutschland seit den 1970er Jahren, in der 144 Patienten behandelt und untersucht werden. Ärztliche Behandlungen mit psychoaktiven Mitteln der Substanzklasse Psychedelika hatten viele Jahrzehnte einen schlechten Ruf, weil sie meistens im Untergrund stattfanden und teilweise auch missbraucht wurden. Neuere kontrollierte Studien weisen aber darauf hin, dass eine gezielte, ärztlich begleitete einmalige Gabe von Psilocybin Symptome schwerer Depressionen in Verbindung mit psychologischer Unterstützung nach wenigen Sitzungen bessern kann. Der psychedelische Bewusstseinszustand soll therapeutisch einbezogen und benutzt werden, um neue Wege in der Depressionsbehandlung zu erproben. Das Interesse an psychedelischen Medikamenten ist in der Psychiatrie in den letzten Jahren gestiegen, weil Depressionen weit verbreitet sind und immer häufiger chronisch verlaufen.

Parallel dazu bietet eine Berliner Akademie eine 3-jährige Weiterbildung zum psychedelischen Therapeuten an. Hier soll erlernt werden, wie man psychedelisch erweiterte Bewusstseinszustände therapeutisch nutzen kann. Die Weiterbildung umfasst verhaltenstherapeutische und tiefenpsychologische Konzepte und beschränkt sich nicht auf Psychedelika, sondern bezieht auch holotrope Atemarbeit und medizinisch kontrollierte Ketamin-Sitzungen mit ein. Ein Aspekt der Weiterbildung behandelt auch die existenziellen Aspekte psychedelischer Erfahrungen, also die Einflüsse auf das Weltbild und die persönliche Spiritualität.
Es ist ein Fortschritt, dass in dieser Studie und der Weiterbildung bewusstseinsverändernde Prozesse wissenschaftlich untersucht und therapeutisch einbezogen werden. Es bleibt abzuwarten, ob und wie es den Akteuren gelingt, ideologisch aufgeladene Zustände veränderten Bewusstseins aus dem medizinischen Behandlungsauftrag herauszuhalten.

Michael Utsch

Presse-Erklärung „Psilocybin-Studie“
https://www.zi-mannheim.de/institut/news-detail/psilocybin-depressionsstudie-gestartet.html

Weiterbildung zu psychedelisch erweiterter Psychotherapie 
https://mind-foundation.org/academy/augmented-psychotherapy-training/ 

Ansprechpartner

Foto Dr. Michael UtschProf. Dr. phil. Michael Utsch
Wissenschaftlicher Referent
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
Auguststraße 80
10117 Berlin