Gebet zum Tag des Gedenkens an die Novemberpogrome 2024

von Katharina Wiefel-Jenner

Ewiger,
Du unser Gott und Gott deines Volkes Israel.

Die Erinnerung ist eine Wunde,
die wir nicht schließen können.
Die Schreie vom 9. November 1938 hallen nach.
Die Scherben sind noch immer nicht weggeräumt.

Du, Ewiger, hast das Unrecht an deinem Volk gesehen.
Deine Menschen wurden ermordet. 
Deine Altäre wurden zerstört.
Deine Schrift mit Füßen getreten.
Zu wenige haben geholfen.
Zu wenige fühlten Scham.
Nur du, Ewiger, kannst
heilen, was zerbrochen ist,
versöhnen, wo Schuld bekannt wird,
trösten, wo Hass regiert.

Du, Ewiger, siehst das Unrecht, das heute geschieht.
Deine Menschen haben Angst.
Deine Synagogen brauchen Schutz vor Mördern.
Deine Schrift und deine Worte werden lächerlich gemacht.
Zu wenige helfen.
Zu wenige fühlen Scham.

Wir bitten für dein geliebtes Volk,
das wieder geschmäht und verfolgt wird,
um Frieden,
um Bewahrung,
um Zukunft. 

Wir bitten für uns,
weil dein Volk geschmäht und verfolgt wird,
um wache Augen,
um fühlende Herzen,
um mutigen Widerspruch.

Du bist langmütig und freundlich,
du bist barmherzig und von großer Güte. 
Für dein Volk und deine Menschen
bitten wir
um deinen Segen.
Amen.