Schlaft ihr?
Steht auf und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt! (Lukas 22,46)
Christus,
einsamer Beter im Garten,
als niemand mehr bei dir war,
als Todesangst dich packte,
Gott in der Nacht,
bei dir
suchen wir Zuflucht.
Du suchtest nicht dich selbst, sondern uns.
Du fragtest nicht nach dir, sondern nach Gottes Wegen.
Du gabst dich für uns hin,
in Brot und Wein,
im Gebet,
im Tod.
Hilf uns, dort nicht zu schlafen,
wo Leidende auf uns schauen,
wo sie auf unser Mitleid und unsere Verantwortung hoffen,
wo wir ihre Rettung sein können.
Wir singen:
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet.
Hilf uns, dort nicht zu schweigen,
wo es Menschen die Sprache verschlagen hat,
wo Gewalt das Maß des Vorstellbaren übersteigt
und kein Wort,
keine Hoffnung Bestand zu haben scheinen.
Wir singen:
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet.
Hilf uns, dass wir uns dort nicht halbherzig zurückziehen,
wo wir für andere einstehen sollen,
für Geschundene, ohne Kraft zu entkommen,
für Missbrauchte in ihrer Ohnmacht,
für Hilflose im Spiel der Mächte.
Wir singen:
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet.
Hilf uns, dort nicht die Augen zu schließen,
wo unsere Klarheit verlangt ist,
das Erkennen von Unrecht,
das Durchschauen von Selbstbetrug und Manipulation,
das Durchbrechen unserer eigenen engen Grenzen.
Wir singen:
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet.
Christus,
einsam betest du im Garten,
und wir schlafen,
immer wieder schlafen wir.
Hilf uns,
Heiland,
der du für uns in den Tod gingst,
dass wir in dir das wahre Leben finden.
Amen.