Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus, lebt in mir.
(Galater 2,20)
Lebendiger Gott,
du atmest in uns,
auch wenn wir uns fern von dir fühlen,
du lebst in uns.
Tiefer als alles, was wir denken und erfahren,
ist deine Gegenwart in unserem Leben.
Deine Liebe zu uns ist weiter,
als wir erhoffen und erträumen können.
So bitten wir dich für alle,
die klein von dir denken,
die dich in ihre Erwartungen verrechnen
oder meinen,
dich schnell als vergangene Idee abtun zu können,
die sich dir nicht öffnen.
Wir bitten dich:
Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle,
die sich selbst für das Maß der Dinge halten,
die nur noch an die Macht des Stärkeren
und an die Sprache der Gewalt glauben,
die keine höhere Verantwortung kennen,
die auf andere herabsehen
als Niedere oder Fremde oder Ungebildete.
Wir bitten dich:
Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle,
die in Schuld gefangen sind,
ohne es zu wissen
oder ohne es wissen zu wollen,
weil sie für das Leid anderer taub geworden sind,
weil eigenes erfahren Leid sie abstumpfen ließ,
weil sie ihre Gebrochenheit
vor sich selbst verbergen müssen,
weil sie unfrei sind.
Wir bitten dich:
Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle,
die der Krieg in die unentrinnbaren Schablonen
von Freund und Feind zwingt,
die kämpfen ohne aufzuschauen,
die hassen ohne Skrupel,
die ihre eigene Menschlichkeit vergessen.
Wir bitten dich:
Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle,
die dich nicht in sich atmen lassen,
die nur funktionieren,
die beständig an ihr eigenes Fortkommen denken,
an Besitz und Ansehen und Selbstbestätigung,
die die tiefste innere Frage,
die Unruhe im Herzen,
die Sehnsucht nach dir in sich töten.
Wir bitten dich:
Herr, erbarme dich.
Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus, lebt in mir.
Lebendiger Gott,
schaff dir in uns Raum,
mach uns weit,
dass wir nach dir fragen und dich zu suchen vermögen.
Denn wie könnten wir dich suchen,
wenn du nicht bereits da wärst?
So bergen wir uns in dir und beten,
wie du uns gelehrt hast:
Vater unser ...