Ewiger Gott,
Schöpfer der sichtbaren und der unsichtbaren Welt,
was wissen wir und was ist uns verborgen?
Wo unsere Wirklichkeit sich öffnet,
wo unsere Blicke sich weiten,
wo unsere Sicherheiten brüchig werden,
trittst du zu uns
in den Stimmen und im Licht deiner Engel.
Sie zu empfinden
und mit dem Undenkbaren zu rechnen,
dazu gib uns Wachheit und Gespür.
Erscheine in deinen Engeln dort,
wo du fremd bist,
wo Menschen nur auf sich selbst hoffen
und auf ihre eigenen Möglichkeiten,
wo dein Wort sich verliert im Dickicht
von Tausenden Wörtern und wuchernden Lügen,
wo Macht sich allmächtig fühlt,
wir rufen:
Kyrie eleison.
Erscheine in deinen Engeln dort,
wo Einsamkeit herrscht und Menschen
versinken im Strudel
dunkler Erinnerungen und quälender Träume,
wo ihnen Schmerz die Tage wie ein Dunst überschattet
und alles ein Tanz von Zufällen und Widrigkeiten wird,
wo Lebenszeit leer scheint,
wir rufen:
Kyrie eleison.
Erscheine in deinen Engeln
über Kriegstrümmern und Gefangenenlagern,
über Schützengräben und Bunkern,
über dem Elend von Menschen in Menschengewalt,
wir rufen:
Kyrie eleison.
Erscheine in deinen Engeln
im Dunkel,
wo Egoismus sich als Dienst tarnt
und Gleichgültigkeit als Liebe,
wo Neid, wo Angst,
wo erstarrte Strukturen
Menschen verkümmern lassen,
wo Wachstum zur tödlichen Ideologie wird
und Reichtum zum Götzen,
wir rufen:
Kyrie eleison.
Was wissen wir und was ist uns verborgen?
Ewiger Gott,
öffne unsere Sinne,
weite unseren Blick
für das Unmögliche,
für das noch nie Gedachte, tritt zu uns
im alles verwandelnden Licht deiner Engel.
In der Stille bergen wir uns in ihrer Gegenwart
mit unseren Bitten und Sehnsüchten …
Vater unser