Christus,
du unser Leben, der du in den Tod gingst,
und wir wissen dich gegenwärtig von Ewigkeit zu Ewigkeit,
nimm uns Sterbliche bei der Hand
und lass uns dir vertrauen,
dass du der Anfang bist, wo wir am Ende sind.
Wir sehen dich sterben
mit denen,
die an den vielen grausamen Kriegsschauplätze unserer Zeit
Opfer von Machtdenken und Wirtschaftsinteressen und Hass sind,
mit Frauen und Kindern in Kellern und Trümmern,
mit Verschütteten und Verwundeten,
mit Soldaten, die nur noch wie Maschinen funktionieren,
und singen zu dir dem Lebendigen:
Herr, erbarme dich.
Wir sehen dich sterben
in den Menschenströmen von Süden nach Norden,
unter den Entwurzelten,
den Fliehenden vor Not und Elend,
die kaum eine Chance haben, ihre Träume zu verwirklichen,
und singen zu dir dem Lebendigen:
Herr, erbarme dich.
Wir sehen dich sterben
mit Menschen in unserer Nähe,
die unheilbar krank sind,
mit denen, die sich quälen,
denen es schwer wird,
am Ende loszulassen und dir ganz zu vertrauen,
und singen zu dir dem Lebendigen:
Herr, erbarme dich.
Wir sehen dich sterben
mit den Einsamen,
an die sich niemand erinnert,
lebendig Vergessene, deren Würde niemand sieht,
abgestellt in Pflegeheimen,
verwahrlost in ihren Wohnungen,
und singen zu dir dem Lebendigen:
Herr, erbarme dich.
Wir sehen dich sterben
mit denen,
die keinen Lebensmut mehr haben,
die versinken in auswegloser Traurigkeit,
die rennen im Hamsterrad ihrer Ängste,
die sich selbst nicht mehr kennen und niemandem mehr vertrauen,
und singen zu dir dem Lebendigen:
Herr, erbarme dich.
Wir sehen dich sterben
mit allen,
die im Leben wie tot sind,
gefangen in Egoismus und Lieblosigkeit,
haschend nach schnellem Glück um jeden Preis,
die sich nicht öffnen können für das Geheimnis des Lebens,
das dort beginnt, wo wir uns lösen können von uns selbst,
und singen zu dir dem Lebendigen:
Herr, erbarme dich.
Christus,
du unser Leben,
der du in den Tod gingst.
Lass uns ein werden mit dir und den Tod überwinden
an deiner Hand,
Amen.