Gebet zu Judika 2021

von Christian Lehnert

L:
Verborgener Gott, 
den es nicht gibt, wie es etwas geben kann, 
du bist nicht dort, wo wir dich zu wissen meinen. 
Doch geschiehst du, wo wir dich vermissen. 

Sprecher(in) 1:
Erweise deine Nähe, 
wo nichts und niemand mehr nah ist,  
wo es nichts mehr zu hoffen gibt, 
wo Lebensgerüste zerfallen. 

Sprecher(in) 2:
Erweise deine Nähe, 
wo Worte und Verstehen enden, 
wo das Wort „Gott“ nichts mehr sagt,
wo der Glaube ins Offene fällt. 

Sprecher(in) 1:
Erweise deine Nähe, 
wo das Elend zu groß ist, um es zu begreifen, 
wo das Dunkel ohne Widerspruch regiert, 
wo die tiefe Nacht alle Gewissheiten raubt. 

Sprecher(in) 2:
Erweise Deine Nähe,
wo der Tod den Abschied von allem fordert 
und Menschen zwingt, 
sich selbst zu verlassen. 

Sprecher(in) 1:
Erweise Deine Nähe,
wo Menschen selbstlos lieben und das Gute tun, 
ohne es sich anzurechnen, 
ohne sich besser als andere zu fühlen, 
weil sie dir allein in sich Raum geben. 

Sprecher(in) 2:
Erweise Deine Nähe,
wo du fern bist, 
bei denen, die sich selbst überheben, 
die andere dem eignen Vorteil opfern,
die keine Gnade und keine Vergebung kennen.

L.:
Verborgener Gott, 
du fehlst uns
und wir ahnen doch, 
dass du uns näher bist, als wir es fassen, 
näher als wir uns selbst.  
So werden wir still vor dir: 

(Stille)

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt 
und als der letzte wird er sich über den Staub erheben. 
Ich selbst werde ihn sehen, 
meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. 
So beten wir, 
wie Christus uns gelehrt hat: 

Vater unser ...