Unser Referent Dr. Friedmann Eißler scheidet Ende Juli nach zwölfeinhalb Jahren aus dem Dienst bei der EZW aus. Aus der Evangelischen Landeskirche in Württemberg stammend kam er im Februar 2008 von der Universität Tübingen nach Berlin. Hier hatte er das EZW-Referat mit dem langen Titel „Islam und andere nichtchristliche Religionen, neue religiöse Bewegungen, östliche Spiritualität, interreligiöser Dialog“ inne. Einen inhaltlichen Schwerpunkt seiner Arbeit bildeten die Themen Islam in Deutschland, Fundamentalismus und Islamismus sowie Grundsatzfragen des interreligiösen Dialogs. In der vierten Ausgabe des Materialdienstes der EZW (MdEZW) erscheint von ihm ein ausführlicher Beitrag zum Thema „Was ist ‚politischer Islam‘?“. (MdEZW 4/2020) Eißler gibt darin einen Überblick über die aktuellen Debatten und Problematiken, die mit dem Begriff verbunden sind. Zum anderen wirft er ein Licht auf die politischen Aspekte, die dem Islam bereits in seiner Frühzeit inhärent waren und die in ihm bis heute wirksam sind.
Eißler legt seinen Betrachtungen nichtchristlicher Religionen stets zwei Prinzipien zugrunde: Wertschätzung und Kritik. Das Verhältnis dieser Prinzipien hat er in seinem letzten Beitrag in der Rubrik ‚Stichwort‘ zur „Theologie der Religionen“ (MdEZW 3/2020) noch einmal grundsätzlich reflektiert: Wie kann Dialog mit Unterscheidung zusammengehen, ein respektvoller Umgang mit der Markierung von Grenzen, eine dauerhafte Offenheit zum Gespräch mit offener Kritik? Und wie wirkt ein solch wertschätzend-kritisches Gespräch auf das eigene Bekenntnis und den eigenen Glauben zurück?
Aus den zahlreichen Tätigkeiten von Friedmann Eißler sind zwei Verantwortlichkeiten besonders zu erwähnen, die für die inhaltliche Arbeit und die Außenwirkung der gesamten EZW wichtig waren. Als leitender Redakteur des MdEZW war er von 1/2011 bis 7/2020 ein langjähriger und verlässlicher Ankerpunkt sowohl für die MitarbeiterInnen als auch für die zahlreichen externen AutorInnen – auch und gerade in Zeiten, in denen in der EZW institutionelle Unsicherheiten herrschten. Genauso zuverlässig agierte Eißler von 2/2012 bis 2/2020 als stellvertretender und ab 4/2019 als kommissarischer Leiter der EZW. Viele Veränderungen und Modernisierungen wurden von ihm angestoßen, auf den Weg gebracht und vielfach auch zu Ende geführt.
Das Team der EZW bedankt sich für all die schönen, teilweise aufregenden und im persönlichen Umgang immer höchst angenehmen Jahre. Wir werden Friedmann Eißler sehr vermissen, denn er hinterlässt nicht nur fachlich, sondern auch menschlich eine große Lücke.
Für das Team der EZW, Jeannine Kunert & Martin Fritz