Eine breite gesellschaftliche Reaktion riefen Ende Juli 2020 antisemitische Äußerungen des britischen Rappers Wiley hervor. Der von trinidadischen Eltern abstammende 41-jährige Londoner, bürgerlicher Name Richard Kylea Cowie, gehört zu den Begründern der Stilrichtung „Grime“ und ist einer der populärsten und einflußreichsten britischen Rapper. 2018 hatte er den königlichen Orden „MBE“ (Member of the British Empire) erhalten. Nachdem es in den letzten Jahren etwas stiller um ihn geworden war, überraschte er seine über eine halbe Million Twitter-„Follower“ und seine Fans auf Youtube und Instagram ab dem 24. Juli 2020 zwei Tage lang mit einer Tirade von Beiträgen voller Judenhaß. Unter anderem schrieb er: „Jüdische Menschen, ihr glaubt, ihr seid so wichtig, ich habe die Schnauze voll von euch“, „Jüdische Menschen sind rassistisch und verstecken sich“, „Schwarze Menschen rufen nicht die Polizei an, aber Juden schon, wenn Wiley seine Meinung sagt“. Er beschrieb Juden als „Schlangen“ und „Feiglinge“ und behauptete, sie schrieben die Gesetze und kontrollierten die Banken, die Polizei, die Welt. Als er kritisiert wurde, begann er, seine jüdischen Kritiker antisemitisch zu beleidigen.
Nachdem die Betreiber von Twitter trotz umgehender Proteste vieler Einzelner und verschiedener Organisationen untätig geblieben waren, riefen diese unter dem Hashtag # #NoSpaceForJewHate zu einem 48-stündigen Twitterboykott auf. Dem schlossen sich zahlreiche jüdische Funktionäre und Organisationen, vor allem aber auch Prominente, Parlamentsabgeordnete, Greenpeace und das Royal Opera House an.
Diese Großaktion zeigte Wirkung. Nach einigen Tagen wurden Wileys Konten auf Twitter und Youtube dauerhaft gesperrt.
Kai Funkschmidt
https://www.vice.com/en_uk/article/v7gpgm/wiley-antisemitic-tweets-conspiracy-theory
(Nadine Batchelor-Hunt: Anti-Semitism in the Name of Black Lives Only Benefits White Supremacy, Vice 28.7.2020)
https://web.archive.org/web/20200728164136/https://www.bbc.com/news/technology-53560502
Marianna Spring: Wiley: Rapper deleted from Facebook and Instagram after abuse of Jewish critics, BBC 27.7.2020)
Ansprechpartner
Dr. theol. Kai Funkschmidt
Wissenschaftlicher Referent
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
Auguststraße 80
10117 Berlin
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