„In der Erinnerung geben wir den Toten die Würde wieder, die ihnen unsere Vorväter und -mütter genommen haben“, sagte Ralf Meister, Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD), bei seinem Besuch der Konzentrationslager in Auschwitz.
Im Rahmen eines Vorbereitungstreffens für die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau im September 2023 nahmen sich die etwa 80 Delegierten und Gäste Zeit, den wohl schrecklichsten Tatort der NS-Verbrechen zu besichtigen, an dem 1,1 Millionen Menschen, die allermeisten davon Jüdinnen und Juden, ermordet wurden. Zusammen mit dem Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, hielt Bischof Meister eine kurze Andacht an dem internationalen Denkmal auf dem Gelände des Vernichtungslagers Birkenau (KZ Auschwitz II). „Das wirklich Irrationale und tatsächlich Unerklärbare“, zitierte Meister angesichts der bis ins kleinste Detail durchgeplanten Tötungsmaschinerie den Schriftsteller und KZ-Überlebenden Imre Kertész, „ist nicht das Böse. Im Gegenteil, es ist das Gute.“ Auschwitz bleibe uns „anvertraut“, wie es Siegfried Lenz schon sagte. Mit dieser Erinnerung Frieden schließen zu wollen, „sei eine Illusion – denn die Heimsuchungen nehmen kein Ende.“
Zuvor hatte die stellvertretende Vorsitzende der VELKD-Bischofskonferenz, Kristina Kühnbaum-Schmidt, zusammen mit dem Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen (EAKP), Jerzy Samiec, an der „Schwarzen Wand“ des Stammlagers Auschwitz einen Kranz niedergelegt. Die mit schwarzen Isolierplatten belegte Wand zwischen Block 10 und 11 war der Exekutionsort für die Todesstrafen, die Scheingerichte im KZ fällten.
Das Vorbereitungstreffen wurde organisiert vom Deutschen Nationalkomitee des LWB in Zusammenarbeit mit der EAKP. Auf der Tagesordnung stand auch die Beratung über ein Dokument zum christlich-jüdischen Verhältnis. Die nächste LWB-Vollversammlung findet vom 13. bis 19. September 2023 in Krakau statt. Es wird mit rund 350 Teilnehmenden aus lutherischen Kirchen weltweit gerechnet.
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Hannover, 11. Januar 2023